Irgendwie kommt mir Sarrazin vor, als hätte er mit einer Art Tourette-Syndrom zu kämpfen, wenn er Stellung zu Situationen/Gegebenheiten nimmt: Da lässt er Dinge ohne Kontrolle heraus, die er besser nicht so hätte aussprechen sollen (und es vielleicht auch nicht so wollte). Aber: Ein Körnchen Wahrheit ist in seinen Äußerungen schon vorhanden. Sarrazin aber gleich in die Nähe von Nazis zu rücken, wie dies auch der Zentralrat tut, ist in meinen Augen ebenso stark überzogen wie eben Sarrazins Äußerungen.
Hans-Georg Reiss, per E-Mail
Als politisch interessierter Bürger dieser Stadt fand ich die Aussage von Sarrazin gut, da offen etwas ausgesprochen wurde, was sehr viele Menschen genauso sehen. Die Berliner Politik ist dringend gefordert, sich mit diesem Thema ehrlich auseinanderzusetzen und etwas zu verändern.
Klaus Okrafka, Gesundbrunnen
Auch in Deutschland werden Probleme nicht dadurch gelöst, das man sie unter den Teppichboden kehrt. Wir sollten froh sein, dass noch jemand überhaupt den Mut hat, kontrovers zu diskutieren, ohne Rücksicht auf die eigenen Konsequenzen. Kritisierende Personen sollten als Bereicherung und nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.
Eine Demokratie sollte das aushalten.
Horst Priesterjahn, per E-Mail
Sarrazins Äußerungen sind ohne Zweifel ausländerfeindlich mit starker rassistischer Tendenz. Es gibt viele Deutsche, die auch keine produktive Funktion haben, und es werden immer mehr. Sarrazins Äußerungen halten keiner realistischen Betrachtung der tatsächlichen Situation stand.
Bernhard Riebe, per E-Mail
Herrn Sarrazin in die rechte Ecke zu drängen ist sehr kurzsichtig und langfristig absolut falsch. Niemand ist rechts, weil er Wahrheiten ausspricht. Niemand will integrierte Menschen rausdrängen, wohl aber solche, die von unseren Steuergeldern leben und gleichzeitig den Staat bekämpfen.
Hildegard Behrendt, per E-Mail
Thilo Sarrazin hat nicht nur türkisch- und arabischstämmige Bürgerinnen und Bürger Berlins diskriminiert, sondern indirekt auch alle anderen. Die Aussage Sarrazins, die Türken sind alle nur Gemüsehändler und tragen sonst nichts weiter bei zur Entwicklung unserer Gesellschaft, trifft mich ins Herz und ist gleichzeitig unglaublich dumm. Es ist nur schwer zu glauben, dass solche verbalen Entgleisungen, die mich sehr an Äußerungen von 1933 erinnern, im 21. Jahrhundert und von einem ehemaligen Finanzsenator und derzeitigem Vorstandsmitglied der Bundesbank gemacht wurden.
Uwe Marcell Lange, stellv. Vorstandsvorsitzende Türkisch-Deutscher Unternehmerverband Berlin-Brandenburg
Sarrazins Ausführungen zur Integrationswilligkeit von Ausländergruppen sind richtig. Integration ist eine Bringschuld desjenigen, der in ein Land einwandert.
Jürgen Wiedemann, Moabit
Schlag ins Gesicht der Opfer
Zum Artikel: "Riskanter Flirt mit der Linken" vom 11. Oktober
Es wäre unverantwortlich und ein Skandal, wenn Platzeck eine Koalition mit der Linken eingeht, die von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern geprägt sind. Ein Schlag ins Gesicht der Opfer des Stasiregimes, wie er schlimmer nicht sein könnte. Man sollte dann überlegen, ob man die Mittel die Brandenburg aus dem Finanzausgleich erhält, streicht oder zumindest einfriert.
Herbert Korte, per E-Mail
Städtebauliches "Windei"
Zum Artikel: "Solaratlas für Berlins Dächer" vom 7. Oktober
Die Pläne des Senats sind absurd und völlig unrealistisch. Hier wird der (falsche) Eindruck erweckt, als könnten wir in Deutschland die Solarenergie flächendeckend - also auf jedem Hausdach - sinnvoll nutzen. Deutschland ist ein relativ sonnenarmes Land im Vergleich zu den Ländern Südeuropas und Afrikas, wo das Ganze schon mehr Sinn hat. Will man jetzt in Berlin-Mitte die historischen Gebäude mit Solaranlagen ausstatten? Effektiver wäre es, erst mal mit der Sanierung anzufangen, denn schon die Wärmedämmung kostet viel Geld. Wir brauchen daher ein Konzept, um mehr Hauseigentümer zu motivieren, so wie es in Süddeutschland bereits geschieht. Diese Art von Klimaschutz (in Berlins Mitte) geht an den wirtschaftlichen Realitäten vorbei und ist nichts anderes als ein städtebauliches "Windei".
Christian Lukner, Bonn
Vergleichbares für Beamte schaffen
Zum Artikel: "Gutverdiener müssen künftig mehr zahlen" vom 8. Oktober
Aber leider müssen sich nur die Gutverdienenden auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt der Beitragsbemessungsgrenze fügen, die auch die Wirkung hat, bei der Rente weniger zu bekommen. Warum gibt es nicht etwas Vergleichbares für gut verdienende Beamte? Diese Herren und Damen gehen mit 71 Prozent ihrer letzten Bezüge aus den Ämtern, ohne je einen Cent in eine Pensionskasse gezahlt zu haben.
Götz Zel, per E-Mail
Die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung soll demnächst auf 4650 Euro (Ost) und 5500 Euro (West) steigen. Darüber liegende Einkünfte werden zur Rentenversicherung nicht mehr berücksichtigt. Angesichts der Rentenproblematik ist dies nicht einsehbar. Gerade deshalb sollten alle Einkommen unbegrenzt auch über diese Grenzwerte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen. Wegen des neuen Mehrbedarfs von 7,5 Milliarden Euro in der gesetzlichen Krankenversicherung sollten endlich der Pharmaindustrie nicht mehr alle Medikamentenpreise bezahlt werden, sondern in einer sogenannten Positivliste die wirksamen Medikamente zusammengefasst werden zu festgesetzten Preisen, die sich an Preisen in Europa orientieren. Es ist bekannt, dass die Pharmafirmen ihre Medikamente auf dem deutschen Markt wesentlich teurer als im europäischen Ausland verkaufen. Offensichtlich verhindert die Lobbyarbeit entsprechende gesetzliche Maßnahmen.
Olaf Weiser, Wedding
Natur kennt keine Landesgrenzen
Zum Artikel: "Ehre für ein Ärgernis - Der Kormoran ist Vogel des Jahres 2010. Fischer in ganz Deutschland sind empört" vom 10. Oktober
Wie gering ist doch das Verständnis im Rahmen des Klima- und Umweltschutzes, wenn man so handelt, wie es die Fischer wollen. Man kann das auch zum Beispiel an der Überfischung der Meere beobachten. Muss denn immer gleich eine Art ausgerottet werden? Nur Gesetze könnten das regeln, nicht die Appelle an den Verstand. Nur müsste das international geschehen. Die Natur kennt keine Landesgrenzen.
Herbert Kraft, Nikolassee