Hintergrundwissen "Sozialkompetenz & soziale Kompetenzen"

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Soziale Kompetenz oder Sozialkompetenz bezeichnet die Gesamtheit von Fertigkeiten, die für die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens nützlich oder sogar notwendig sein können. Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen. Das sind die Einstellungen und Fähigkeiten, die dazu dienen...

 

... die Motive, Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen 
    und angemessen darauf zu reagieren,

 

... sich selbst und andere zu erkennen und zu verstehen,

 

... sich anderen Menschen gegenüber möglichst adäquat darzustellen,

 

... mit anderen Menschen und sich selbst

    grundsätzlich zurecht zu kommen,

 

... mit anderen besser klar zu kommen,

 

... auch mit schwierigen Menschen klar zu kommen,

 

... eigene und/oder gemeinschaftliche Vorteile im Zusammenspiel bzw.
    Zusammenwirken mit anderen Menschen zu erlangen,

 

... sich in einer Gruppe oder Kooperationsgemeinschaft zurecht zu finden

    und die Gruppe möglichst positiv zu verstärken bzw. zu beeinflussen,

 

... eigene Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten anderer
    z.B. einer Gruppe abzugleichen und zu verknüpfen,

 

... das Verhalten und die Einstellungen anderer zu beeinflussen,

 

... das Verhalten anderer einem selbst gegenüber zu ertragen
    und damit individuell klarzukommen

 

 

Grundlage für Integration, Zusammenarbeit,
Beliebtheit und Wertschätzung

Sozialkompetenz ist die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit
im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben. Sozialkompetenz ist ebenso die Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und Integration in eine Gemeinschaft und darüber hinaus die wichtigste Leadership-Grundlage und das wichtigste Leadership-Qualitätsmerkmal.

 

Kontext
Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen. Die Gefühle anderer Menschen und wie man damit umgeht spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sozialkompetenz basiert faher auf emotionaler Intelligenz.

 

Emotionale Intelligenz / Soziale Intelligenz

Die Entwicklung sozialer Kompetenzen steht in einem Zusammenhang mit der Entwicklung emotionaler Intelligenz (Soziale Intelligenz). Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, sich selbst und andere zu erkennen und zu verstehen, sich anderen gegenüber situationsangemessen und klug zu verhalten.

 

Wie wir aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften wissen, entstehen beim Lernen (z.B. im direkten Kontakt mit anderen Menschen) neue Nervenverbindungen. Je mehr wir lernen, desto mehr Nervenverbindungen entwickeln sich. Umgekehrt wirkt dies ebenfalls: Wenn wir nicht gefordert werden und es uns bequem machen, bauen wir Nervenverbindungen ab. Sas gilt natürlich auch für das Lernen im sozialen Kontext. Wenn wir durch soziale Interaktion nicht direkt gefordert sind und uns bei Fehlverhalten keine einschneidenden Konsequenzen durch unsere Umwelt bzw. durch andere Menschen drohen, stumpfen wir in Bezug auf unsere sozialen Kompetenzen regelrecht ab. Beispiel: Wer keine oder weniger Angst mehr haben muss, sich ein "blaues Auge zu holen" lernt dadurch nicht mehr achtsam, empathisch und höflich im Umgang mit anderen zu sein. 

 

Trend

Trotz der Wichtigkeit sozialer Kompetenzen ist in unserer Gesellschaft ein deutlicher Trend in Richtung eines stetigen Abbaus sozialer Kompetenzen zu verbuchen. Ursächlich sind gesellschaftliche Veränderungen - auch in Bezug auf Normen, Konsum, Wohlstand, Erziehungsstile, moderne Technik und neue Formen der Kommunikation. Der gesellschaftliche Trend zur individuellen Selbstermächtigung und Selbstüberhöhung spielt dabei die wohl entscheidenste Rolle. Mit ursächlich für den Abbau sozialer Kompetenzen ist u.a. auch der Umgang mit Alltags- und Unterhaltungselektronik. Wenn Menschen zu viel Zeit mit elektronischen Geräten verbringen, verlernen sie das Erkennen von Emotionen. Sie stumpfen emotional regelrecht ab. Dies ergab u.a. eine Studie der University of California.

 

Sozialkompetenz: Eine Lern- und Erfahrungssache
Sozialkompetenz ist nicht nur Anlagen bedingt, sondern schwerpunktmäßig eine Lern- und Erfahrungssache: Wie lernen und entwickeln soziale Kompetenzen Leben. Das beginnt bereits im frühen Kindesalter und verläuft über Erziehung, Schule, Partnerschaften usw. stets im direkten Zusammenwirken mit anderen Menschen. Gesellschaftliche Veränderungen behindern oder mindern die Entwicklung ewmotionaler Intelligenz und ebenso die Notwendigkeit sozialer Kompetenzen.

 

Aufrechterhaltung sozialer Kompetenzen
Um Emotionale Intelligenz und Sozialkompetenz entwickeln und aufrechterhalten zu können, ist permanente Interaktion und objektives Feedback nötig. Unser Gehirn lernt ein Leben lang und baut dadurch laufend neue Nervenverbindungen auf und ab. Mit entsprechenden Lernanreizen (z.B. persönlicher Umgang mit Menschen) werden Nervenverbindungen (hier in Bezug auf emotionale Intelligenz) aufgebaut, ohne derartige Herausforderung entsprechend abgebaut.

 

Die menschliche Mimik ist der wichtigste Übermittler von Emotionen, weshalb das menschliche Gehirn seine Umgebung laufend nach Gesichtern abscannt. In elekronischen Kommunikationsformen (z.B. SMS, E-Mail-Korrespondenz) und in elektronischen Spielen fehlen derartige Informationen. „Emoticons“ stellen keinen adäquaten Ersatz für sichtbare Gefühlsregungen dar, weil sie die Vielfalt der Mimik nicht abbilden können. Face-to-Face-Kommunikation ist also wichtig, um soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln und aufrechtzubehalten.

 

Fühlbare Sanktionen sind ebenso wichtig, um soziale Kompetenzen entwickeln zu können. Wer keine Befürchtung hat, wegen sozial inkompetenten Verhaltens von seiner Umwelt vehement sanktioniert zu werden, braucht bestimmte soziale Kompetenzen erst gar nicht zu entwickeln oder verlernt diese wieder - allein dadurch, dass er den eigenen Wert (Selbstwert) dem Wert anderer Menschen nicht adäquat zuordnen oder gar unterordnen kann (z.B. Ambiguitätstoleranz). Sanktionen sind daher eine Gefühlssache. Ein Jugendlicher, der wegen seines sozialinkompetenten Verhaltens lediglich ermahnt wird oder bei schweren Vergehen ein paar Stunden Sozialdienst ableistet, wird dadurch kaum lernen, ein nachhaltig sozial kompetenteres Verhalten zu entwickeln, weil dies gar nicht notwendig erscheint. Tierbabys bekommen hingegen die Pfote ihrer Geschwisterchen oder ihrer Mutter zu spüren wenn sie mit ihrem Verhalten zu weit gehen unddie Geduld ihrer Umwelt übrreizen. 

 

Soziale Intelligenz und sozialkompetentes Verhalten...

Sozialkompetenz bedeutet nicht etwa künstliche (gestellte, geschauspielerte) Anpassung. Sozialkompetenz basiert auf Lernen durch Erfahrung und innerer Einsicht. Dennoch kann sozial kompetentes Verhalten nicht nur intuitiv (unbewusst) erfolgen, sondern auch manipulativ (bewusst) eingesetzt werden. Trickbetrüger oder manipulative Politiker nutzen sozialkompetentes Verhalten bewusst manipulativ zur Erreichung ihrer Ziele, indem sie die geschickt und empathisch die Wertvorstellungen von Menschen ansprechen, um sie dadurch zu bestimmten Einstellungen und Handlungen zu motivieren.

In der Psychologie...

...bezieht sich Sozialkompetenz sachlich auf "die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen" und war früher ein Kriterium zur Beurteilung des Vorliegens einer geistigen Behinderung.

 

Soziale Kompetenz ist entscheidend wichtig...

...für das zwischenmenschliche Zusammenleben im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben und damit zugleich wichtig für den persönlichen, beruflichen und geschäftlichen Erfolg. Ob ein Mensch gut mit anderen umgehen kann - also über soziale Kompetenz verfügt - hängt in hohem Maße von seiner Persönlichkeit und seiner Erziehung ab, ebenfalls von dem Umfeld, in dem er aufgewachsen ist und/oder sozialisiert wurde.

 

Heranbildung sozialer Kompetenzen
Soziale Kompetenzen lernt man bereits als Kind im Zusammenspiel mit anderen. Die Erziehung - vom Abschauen bei den Familienmitgliedern bis zur Einhaltung individueller Gruppennormen - spielt dabei eine herausragende Rolle. Wie in der Tierwelt üblich, so sollte auch bei Menschen Sozialkompetenz bereits in der frühen Kindheit gefördert und geübt werden.

 

Dieses Ziel wird zwar zumeist angestrebt, durch gesellschaftliche Veränderungen aber immer weniger gezielt und richtig verfolgt, so dass sich immer mehr Menschen mit entsprechenden Defiziten herausbilden, die aufgrund nachfolgender Misserfolge im gesellschaftlichen Zusammenspiel dann von eben dieser Gesellschaft wieder aufgefangen werden müssen.

 

Das Wissen über dieses Auffangen allein kann für die Herausbildung sozialer Kompetenzen hinderlich sein, da ein erfolgreiches Lernen durch Selbsterfahrung von positiven und negativen Erfahrungen abhängt. In Gesellschafts- und Kulturkreisen, in den denen geringes sozialkompetentes Verhalten stärker abgestraft wird und positives Sozialverhalten stärker belohnt wird, können sich folglich mehr Menschen mit ausgeprägteren sozialen Kompetenzen herausbilden, was deutlich sichtbar, spürbar und zudem messbar ist.

 

Sozialer bzw. gesellschaftlicher Erfolg ist daher stark davon abhängig, in welchem Gesellschaftskreis oder Milieu, welche Erwartungen an das Verhalten/Sozialverhalten gestellt werden. Je nach Milieu sind die Erwartungen und Anforderungen unterschiedlich, weshalb auch soziale Kompetenzen je nach Milieu unterschiedlich ausgelegt und gewertet werden.

 

Dies bedeutet, dass Einstellungen und Verhaltensweisen, die in einem Teil der Gesellschaft als "sozial kompetent" gelten, in einem anderen Teil der Gesellschaft als unpassend oder sogar "sozial inkompetent" angesehen werden. Dadurch, dass sich je nach Gesellschaft und Milieu unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensmuster herausbilden wird "Sozialkompetenz" bzw. "Soziale Inkompetenz" entsprechend anerzogen bzw. sozialisiert.

 

Wer an seinen sozialen Kompetenzen arbeiten möchte...
...muss sich daher auch damit auseinandersetzen, a) wo er her kommt, mit wem (welchen Menschen) er bislang zu tun hatte und b) mit wem (welchen Menschen) er zukünftig zu tun haben will und wo er hin möchte. Entsprechend unterschiedlich sind die Erwartungen, Einstellungen und individuellen Ansprüche an Sozialkompetenz und das entsprechende Verhalten.

Zu den sozialen Kompetenzen zählen insbesondere

folgende Kenntnisse und Fähigkeiten...

 


...im Umgang mit sich selbst:

• Selbstwertgefühl

• Selbstvertrauen

• Urvertrauen

• Wertschätzung

• Dankbarkeit (innere Haltung)

• Selbstwirksamkeit

• Selbstbeobachtung

• Eigenverantwortung

• Selbstdisziplin

• Fähigkeit, sich selbst zu motivieren

 

...im Umgang mit anderen Menschen:

• Soziale Expressivität

• Identitätsdarstellung & Selbstinszenierung

• Rollenverständnis und Rollendistanz

• Achtung/Respekt

• Dankbarkeit anderen gegenüber

• Hilfsbereitschaft

• Anerkennung

• Empathie/ Perspektivenübernahme (Mitgefühl, Einfühlungsvermögen)

• Kompromissfähigkeit

• Durchsetzungsvermögen

• Fähigkeit, Rechte abwägen und durchsetzen können

• Zivilcourage

• Menschenkenntnis

• Kritikfähigkeit

• Wahrnehmung

• Fähigkeit zur Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung

• Fähigkeit zur objektivisierten Wahrnehmung

• Selbstdisziplin

• Toleranz/Ambiguitätstoleranz

• Sprachverständnis und Sprachkompetenz

• Interkulturelle Kompetenz

 

...in Bezug auf Zusammenarbeit in Teams/Gruppen:

• Rollenverständnis und Rollendistanz

• Teamfähigkeit

• Kooperation/Kooperationsfähigkeit

• Motivation

• Konfliktfähigkeit

• Kommunikationsfähigkeit

 

...in Bezug auf Führungsqualitäten:

• Rollendistanz

• Verantwortungsbereitschaft/Bereitschaft z. Übernahme v. Verantwortung

• Verantwortungfähigkeit/Fähigkeit, Verantwortung tatsächlich auszufüllen

• Fleiß

• Flexibilität

• Großmut

• Härte

• Konsequenz

• Vorbildcharakter

• Fähigkeit, andere zu motivieren

 

...im Allgemeinen:

• Emotionale Intelligenz

• Engagement

• Zuverlässigkeit

 

...im Besonderen

• Bewusste soziale Nichtanpassung
z.B. Leisten von berechtigtem Widerstand, Zeigen von Zivilcourage,

dort, wo andere wegschauen, Widerstand gegen pluralistische Ignoranz

und Zuschauer-Effekt (z.B. Widerstandskämpfer im Dritten Reich),
intellektuelles Querdenken, Neudenken und Umdenken
(z.B. Albert Einstein, Galileo Galilei etc.)

Die wichtigsten Kompetenzen für den persönlichen und beruflichen Erfolg

nach Köhler

Rollenverständnis

Wie überall im zwischenmenschlichen Zusammenleben gibt es eine klare und ständig wechselnde Rollenverteilung. So entscheiden wir als Eltern über das Tun und Handeln unserer Kinder, im Straßenverkehr hingegen entscheiden nicht wir selbst, sondern die Straßenverkehrsordnung. Wenn man seiner Rolle zuwiderhandelt, wird man entsprechend sanktioniert. In einem Arbeitsteam ist man nicht allein, sondern in einer Gruppe, der man sich anzupassen hat (Gruppennormen, Gruppenzwang). Ist man Verkäufer, so ist der Kunde König. Als Kunde kann man wiederum Ansprüche stellen, aber bitte so, dass man diese auch selbst ertragen kann, wenn man z.B. selbst Verkäufer wäre. 

 

Rollendistanz
Rollendistanz zeigt auf, dass man in der Lage ist, sich je nach Situation bzw. Rolle, die man gerade einnimmt, flexibel umzustellen. Früher Chef, jetzt Bewerber, gleich Familien-Oberhaupt, dann wieder ordentlicher Straßenverkehrsteilnehmer. Rollendistanz ist jene Fähigkeit, aufgrund welcher eine Person die auf sie gerichteten festen Erwartungen und Normen zum Gegenstand des Nachdenkens und der Möglichkeit einer Veränderung zugänglich machen kann. Da man als Gewohnheitsmensch bestimmte eigene Rollen gewohnt ist, sich ungern verändern, bzw. umstellen möchte, fällt es einem oft schwer, sich mit anderen Rollen auseinanderzusetzen. Die entsprechende Rollendistanz ist aber die Grundvoraussetzung für weitere Schritte beim Eintritt in neue Gruppen und Teams. Wer sich seiner jeweiligen Rolle bewusst ist und in der Lage ist, sich jeweils anzupassen, sich positiv einzubringen und seine Rolle jeweils intelligent zu verändern, wird erfolgreich sein. Wer seine eigene Rolle nicht erkennt oder begreift, wird Probleme und Misserfolg ernten. 

 

Empathie (Einfühlungsvermögen)

ist die Fähigkeit, aufgrund derer sich eine Person gedanklich in die Rolle des Gegenübers hineinversetzen - und Bedürfnisse, Erwartungen und Normen aus der Perspektive des Interaktionspartners betrachten kann. Empathie ist - näher betrachtet - die Fähigkeit, die Gefühle und Erwartungen anderer an sich wahrzunehmen und zu verstehen, die Fähigkeit, mit anderen zu kooperieren, selbstständig alternative Lösungen vorzuschlagen und die Konsequenzen aus eigenem und fremden Handeln zu ziehen. 

 

Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, Widersprüche locker zu ertragen) 

Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, aufgrund welcher eine Person das Gefühl der Unbefriedigtheit in einer Interaktionssituation ertragen kann, welches sich aus den unterschiedlichsten, widersprüchlichsten Erwartungen und Bedürfnissen der Beteiligten ergibt. Ambiguitätstoleranz beinhaltet die Fähigkeit zum Kompromiss (Kompromissbereitschaft), die Fähigkeit, fremd oder bedrohlich wirkende Äußerungen oder sich widersprechende Anforderungen auszuhalten, ebenso die Fähigkeit, die Erwartungen, Bedürfnisse und Meinungen anderer zu tolerieren. Wie reagieren Ihre Mitarbeiter eigentlich auf eine provokant empfundene Frage eines Kunden? Sind sie schnell aus der Reserve zu locken? Lassen sie sich aus der Fassung bringen oder reagieren Sie adäquat oder im besten Falle positiv?
 

Identitätsdarstellung (Selbstpräsentationsfähigkeit)
ist die Fähigkeit, die eigene Identität den anderen mit angemessenen Mitteln vorzutragen, sich den anderen adäquat zu präsentieren. Dabei wird vom Einzelnen gefordert, zu sein wie alle anderen, also ein "Gattungswesen". Zwischen diesen beiden Erwartungen zu balancieren, ist jene Leistung des Individuums, die als "ICH-Identität" bezeichnet wird. Sie bewirkt, dass das Individuum trotz der von ihm erwarteten Einzigartigkeit nicht aus der Kommunikation und Interaktion mit den anderen herausfällt, andererseits, dass der Handelnde nicht den sozialen Erwartungen, die auf ihn eindringen, derart unterliegt, dass er seine eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen verleugnet und nicht mehr er selbst ist. 

Zuverlässigkeit
ist die Fähigkeit, in der Gesellschaft verlässlich zu agieren, steht in einem engen Zusammenhang mit Verantwortungsbewusstsein, Gewissenhaftigkeit, Organisationsfähigkeit, Ordnungssinn und Fleiß und ist ein Indiz für die Ernsthaftigkeit von Absichten und Beziehungen. Unzuverlässigkeit spricht hingegen dafür, dass Absichten, Vereinbarungen, Versprechungen und Beziehungen - ob privat oder geschäftlich - nicht ernst genommen werden und steht in einem engen Zusammenhang mit Oberflächlichkeit, Untreue, Unberechenbarkeit, Wankelmut, Unstetigkeit, Unbeständigkeit und einer psychosozialen Störung. Pathologische Unzuverlässigkeit ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass sich die unzuverlässige Person oder Organisation selbst für nicht wichtig nimmt (nicht wichtig = geringe bis ungenügende Qualität), Alternativ ist pathologische Unzuverlässigkeit ein Hinweis darauf, dass die unzuverlässige Person oder Organisation anderen keinen adäquaten Wert in Relation zu sich selbst beimisst (Selbstüberschätzung oder geringe Wertschätzung anderer)... Detail-Infos

Die 2 wichtigsten Kompetenzen für eine charismatische Ausstrahlung

nach Köhler

Die 2 wichtigsten Kompetenzen für eine charismatische Ausstrahlung sind Expressivität in sozialer (soziale Expressivität) und emotionaler (emotionale Expressivität) Hinsicht sowie Sensitivität, welche die Fähigkeit zur sozialen und emotionalen Kontrolle noch übersteigt.

Begriffe & Unterscheidung

Soziale Expressivität
Soziale Expressivität bezeichnet die Fähigkeit, sicher und eloquent vor Menschen aufzutreten, zu sprechen und andere mühelos in Gespräche zu verwickeln. Dazu gehört auch eigene Identitätsdarstellung bzw. die Fähigkeit, die eigene Identität mit angemessenen Mitteln vorzutragen und sich selbst zu inszenieren bzw. richtig in Szene zu setzen (Selbstinszenierung). Die Öffnung gegenüber anderen Menschen und die Darstellung der eigenen Identität mit angemessenen Mitteln zählt übrigens zur ersten Phase der Gruppenbildung. Wer in dieser Phase versagt oder sich ungünstig (z.B. unpassend, überzogen usw.) darstellt, hat gemäß dem Effekt der Primärwahrnehmung schlechte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft in der entsprechenden Gruppe, da ihn dieser erste Eindruck bleibend anhaften wird und nur schwer relativiert werden kann.

 

Emotionale Expressivität
Emotionale Expressivität bezeichnet die Fähigkeit, Gefühle unvermittelt und authentisch auszudrücken und an andere weiterzugeben. Emotionale Expressivität basiert auf emotionaler Intelligenz und der Fähigkeit, Gefühle anderer empathisch
und richtig wahrzunehmen und auch selbst angemessen zu äußern. Emotionale Expressivität steht in einem Zusammenhang mit Empathie und emotionaler Intelligenz und findet ihren Ausdruck ebenfalls in Lyrik und Musik.

 

Sensitivität (in sozialer und emotionaler Hinsicht)
Sensitivität basiert auf Empathie und emotionaler Intelligenz und ermöglicht es, sehr schnell tiefe emotionale Verbindungen zu anderen Menschen aufzunehmen. Sensitive Menschen können die Stimmungen anderer - ebenso die Stimmungen in einer Gruppe - sehr schnell erfassen und sich taktvoll darauf einstellen. Sie ecken nicht nur nicht an und verhalten sich einfach nur passend, sondern erzeugen ein Gefühl des emotionalen Verstehens, wodurch andere das Gefühl bekommen, die einzig Wichtigen zu sein.

 

Dadurch entscheidet sich Sensitivität von sogenannter "Sozialer Kontrolle", bei der sich die Menschen bewusst kontrollieren, um sich richtig, passend und angemessen zu verhalten. Menschen mit der Fähigkeit zur sozialen Kontrolle können sich sehr schnell auf Menschen einstellen und ihr Verhalten anpassen. Damit haben sie einen deutlichen Vorteil gegenüber Menschen, denen die soziale Kontrolle fehlt oder die darin eine Anstrengung sehen. Sie machen eher "ihr Ding" und merken es nicht.


Soziale Kontrolle bedeutet, dass jemandem bewusst ist, wo er ist, mit wem er zu tun hat und wie er sich idealerweise zu verhalten hat. Tatsächlich ist so etwas nicht gerade selbstverständlich. Über 80 % der Bewerber, die sich nach dem ib reality view & proof concept (psychologische Eignungsdiagnostik) bewerben, zeigen in Simulationen, dass ihnen die soziale Kontrolle fehlt. Die Tendenz ist steigend. Bei sensitiven Menschen geschieht dies jedoch automatisch und intuitiv. Sensitivität unterscheidet sich auch von emotionaler Kontrolle: Das ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Gefühlsausdrücke zu kontrollieren.


Auch dies ist ein klarer Vorteil gegenüber Menschen, die ihre Gefühle eben nicht kontrollieren können (z.B schnell einen Wutanfall zu bekommen, Hörer aufknallen, Augenbrauen und Mundwinkel bei bestimmten Reizauslösern verziehen, Verkleinerung der Pupillen bei Eintreffen bestimmter Reize). Soziale und emotionale Kontrolle allein ist aber noch keine Sensitivität. Der sensitive Mensch musssich nicht kontrollieren. Hier wirken unbewusste Prozesse, die zu intuitiv richtigen bzw. einfühlenden Handlungen führen. Entscheidend ist die Qualität der im Gehirn über Lern- und Erfahrungsprozesse sowie Umwelteinflüsse abgespeicherten Informationen. Anlagen spielen vermutlich ebenfalls eine Rolle.

Sozialkompetenz im Personalwesen

Kooperations- und Teamfähigkeit sind zu Hauptgütesiegeln der Personalentwicklung geworden. Leider wird das Thema "Sozialkompetenz" nicht selten missverstanden und zumeist mehr als Floskel für andere leere Worthülsen wie "Teamfähigkeit", "Kontaktfähigkeit" und "Konfliktfähigkeit" missbraucht. Verbunden mit der Hoffnung, dass soziale Kompetenz ganz einfach mal eben kurz erlernbar ist, schicken Unternehmen ihre Mitarbeiter massenweise in Sozial- und Motivationstrainings, obgleich das nichts mit dem Erwerb sozialer Kompetenzen gemein hat.

 

Das gleiche gilt in der Personalauswahl. "Sozialkompetenz" wird hier "groß" geschrieben, aber wenig bzw. nicht getestet. Die gängigen klassischen Personalauswahlverfahren zielen nicht wirklich darauf ab, soziale Kompetenzen messbar zu machen, obgleich bereits Antworten auf Fragen wie z.B. "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten"  sozialer Kompetenzen bereits im Ansatz sichtbar machen.


Obwohl nach einer Untersuchung von Stellenangeboten soziale Kompetenzen die meistgeforderten Fähigkeiten darstellten, werden soziale Kompetenzen nur unzureichend bis gar nicht professionell getestet. Die einzige Form der Eignungsdiagnostik bzw. der psychologischen Eignungsdiagnostik, die sämtliche soziale Kompetenzen messbar macht, ist aktuell das ib reality view & proof concept. Die messbaren Ergebnisse sind häufig schockierend und stellen das Menschenbild vieler Personalentscheider völlig auf den Kopf.

Sozialkompetenz-Optimierung

Weiterbildung sozialer Kompetenzen

Während sich Menschen mit völliger sozialer Inkompetenz wahrscheinlich kaum Gedanken über das Thema an sich machen - und daher auch keine Hilfe zur Optimierung ihrer Sozialkompetenz in Anspruch nehmen - werden, können Menschen mit entsprechender Einsicht und Erkenntnis daran arbeiten, ihre sozialen Kompetenzen zu optimieren. Viele Fähigkeiten lassen sich - sofern Sinn und Logik verstanden wird - entsprechend trainieren. Dazu zählen Rollenverständnis und Rollendistanz, die Perspektiven-Übernahme durch Reflexion über die Situation, die Kontrolle von Impulsen und Emotionen, Durchsetzungsvermögen usw.

 

Schwierig wird es jedoch, wenn Störungen der Persönlichkeit bzw. der Psyche vorliegen. Ein narzististischer Hang zur Selbstdarstellung kann die Optimierung sozialer Kompetenzen ebenso behindern wie Ängste und/oder Stimmungsschwankungen. In diesem Fall sollte vor einem Sozialkompetenz-Training andere Hilfe gesucht werden z.B. eine Psychotherapie.

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