Früher war Disziplin in der Schule selbstverständlich

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"Zu meiner Schulzeit - ich bin 71 ­ waren Pfarrer, Doktoren und Lehrer ganz einfach Respektspersonen und in den Schulen war Disziplin selbstverständlich. Unter diesen Bedingungen waren Klassen sogar mit 60 Schülern möglich und mit Erfolg zu führen. Als ich vor 45 Jahren Berufsschullehrer wurde, gab es als rechtliche Grundlage nur eine Unterrichts-Organisations-Vorschrift von 20 Seiten. Die heutigen Lehrer sind gezwungen, sich in einem tausendseitigen Paragraphendschungel samt den dazugehörigen Gerichtsurteilen zurecht zu finden. Vor 40 Jahren gabs ganz einfach gescheite und lernwillige Schüler, aber eben auch dumme und unwillige Schüler. Heute gibt es Lehrer die eben nicht imstande sind, diese Schüler entsprechend zu motivieren. Damals gab es noch die Möglichkeit, schlechte und antisoziale Schüler zu maßregeln. Heute steht jeder Klassenterrorist unter gesetzlichem Naturschutz. Ein bisschen biblische Statistik gefällig? Jesus hatte 12 Jünger. Einer davon hat ihn verkauft. Wenn demnach in einer heutigen Klasse 36 Schüler sitzen, können drei Judase dabei sein. Wenn man diesen dreien alle Rechte zubilligt, und gleichzeitig dem Lehrer - der strafrechtlich, zivilrechtlich und disziplinär an allem Schuld ist - alle Rechte nimmt, dann ist der Klassenofen aus, denn gegen drei Wölfe ist jeder waffenlose Jäger machtlos und das Klassenrudel wird von diesen dreien beherrscht! Bezeichnend für mich war die kürzlich gelaufene Luder-Diskussion. Niemand fragte, ob die so genannte Schülerin tatsächlich eines gewesen ist ­ Hauptsache es stand wieder einmal ein Lehrer am Pranger! Ich habe natürlich in nur 35 Jahren und 50.000 Stunden lang ca. 6500 Lehrlinge (Auszubildende) unterrichtet. Kann sein, dass dies für eine richtige Interpretation der Fakten nicht ausreicht."

Dieter Fahrner

München

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